Der Mundartwettbewerb „Dannstadter Höhe“ - Kleine Geschichte eines preisgekrönten Wettbewerbs

Als im Jahre 1987 der Männergesangverein „Frohsinn“ Rödersheim anlässlich seines 100jährigen Jubiläums einen Mundartwettbewerb ausschrieb, hätten sich die damals Verantwortlichen wohl kaum träumen lassen, dass sich daraus einer der renommiertesten Wettbewerbe dieser Art in unserer Mundartregion entwickeln würde.

Gesucht wurden 1987 Endreimgedichte, die in einem besonderen Verhältnis zum Verein  oder der Ortsgemeinde Rödersheim stehen sollten. Aus über dreißig Einsendungen wurden acht Autoren ausgezeichnet und die Jury, zu welcher der damalige Verbandbürgermeister Heinz-Werner Ziegler, der damalige Leiter der KVHS Meinolf Schmid sowie die Mundartpoeten Paul Tremmel und der im vergangen Jahr verstorbene Karl Jörg Walter, waren von den Beiträgen sichtlich angetan und was als einmalige Vereinsangelegenheit gedacht war, wurde zur Keimzelle des Mundartwettbewerbs „Dannstadter Höhe“.

1988 erfolgte dann die Ausschreibung zum „1. Mundartwettbewerb Dannstadter Höhe“, dessen Träger die Verbandsgemeinde Dannstadt-Schauernheim und die KVHS Ludwigshafen waren – und bis zum heutigen Tage auch sind. Die Ausschreibung richtete sich damals „an alle, die zwischen Rhein und Haardtgebirge geboren sind, dort ihren haben oder sich der Vorderpfalz, ihrer Geschichte und Kultur verbunden fühlen.“

Hinzu kam, dass die Gedichte gereimt sein sollten und einen Umfang von 32 Zeilen nicht überschreiten durften. Es sollten 10 Preise vergeben werden und die von der damaligen Jury, bestehend aus Hedy Heller, Dr. Nikolaus Hofen, Meinolf Schmid, Dr. Josef Schwing und Karl-Jörg Walter, eingeladenen Autorinnen und Autoren mussten ihre Gedichte persönlich vortragen, denn erst nach dem mündlichen Vortrag wurde über eine endgültige Platzierung entschieden. Ausgetragen wurde der Wettstreit dann am 13. Mai 1988 im Rahmen des „Radieselfestes“ im Bauhof der Verbandsgemeinde. Acht der zehn Eingeladenen waren zugegen und mit dem Gedicht „Neies Läwe“ errang Waltraud Meißner aus Bad Dürkheim den ersten Preis. Die acht preisgekrönten Gedichte wurden danach in einer kleinen Broschüre veröffentlicht.

Die 1988 aus 181 Einsendungen ausgewählten und prämierten Texte belegen die hohen Anforderungen, die von der Jury gestellt wurden. Man war, trotz Endreimvorgabe, auf der Suche nach neuen Inhalten und auch Formen, eine Tatsache, die auch von den Autoren erkannt und in der Zukunft auch immer wieder erfüllt wurde. Die durchgehend positive Resonanz auf den ersten Wettbewerb ließen Veranstalter und Jury – die immer Hand-in-Hand arbeiteten – keineswegs ruhen und schon am 8. Juni 1988 konnte man unter der Überschrift „Neuer Wettstreit mit Lyrik und Prosa“ in „Die Rheinpfalz“ von der ersten wesentlichen Neuerung im Rahmen dieses Wettbewerbes erfahren: Außer Gedichten konnten 1989 auch Prosatexte in Mundart eingereicht werden. Es war dies ein absolutes Novum in der Pfalz. Im kommenden Jahr lagen der Jury dann neben 170 Gedichten auch 26 Geschichten zur Bewertung vor, aus denen der Text „Wie’s Radiesel zu soim Nome kumme is“ aus der Feder von Toni Ostermayer für den ersten Preis ausgewählt wurde. 1990 stiftete der „Kultur- und Heimatkreis Dannstadter Höhe e.V.“ erstmals einen Preis, der damals in einem „besonderen Bezug zur Dannstadter Höhe oder zum Radiesel“ stehen sollte.

In den Jahren 1993 und 1994 gab es von dem damaligen cjm-Verlag in Speyer einen Sonderpreis. Ausgezeichnet wurden Autorinnen und Autoren, von denen ein bisher beachtliches, aber in Buchform noch nicht erhältliches Mundartwerk vorlag. Und so erschienen dann die bibliophilen Bändchen „Glaswelte“ von Helga Schneider (1993) und „s alde Haus“ von Werner Mühl (1994) jeweils zum Mundartwettbewerb in Dannstadt. Für das Jahr 1996 hatten die Veranstalter auch einen Preis für „Mundarttexte für Kinder“ ausgeschrieben, der allerdings nicht vergeben wurde. Ein weiteres Novum für die Pfalz war dann 2001 die Ausschreibung eines Preises für eine szenische Darstellung, der seitdem viermal vergeben wurde.

Neben der steigenden Zahl der Preise gab es auch einige vermeintlich nebensächliche Veränderungen, die, im Nachhinein betrachtet, wesentlich zum überregionalen ansehen dieses Wettbewerbes beitrugen. Es wurde nicht nur die Beschränkung des Gedichtumfangs auf 32 Zeilen aufgehoben, man schrieb den Wettbewerb auch überregional aus und so findet man unter den Preisträgern auch Autoren aus der ehemaligen Kurpfalz, dem Odenwald und dem Saarland.

Weil sich Festzeltrummel und anspruchsvoller Mundartvortrag nicht vertrugen, verlegte man im Jahre 1991 die Endausscheidung in den Ratssaal und präsentierte anschließend die Siegervorträge im Festzelt, ehe man dann 1992 den Mundartwettbewerb vom Radieselfest trennte und als eigenständige Veranstaltung zunächst in den Ratssaal der Verbandsgemeinde und 1997 in das „Zentrum Alte Schule“ verlegte.

Die letzte große Änderung gab es zum 11. Wettbewerb 1998. In diesem Jahr wurde der „Endreimzwang“ aufgehoben. Die Befürchtung, dass dann nur noch reimlose Gedichte eingereicht und auch prämiert würden hat sich nicht bewahrheitet und ein Blick auf die prämierten Texte zeigt, dass gereimte Gedichte immer noch in der Mehrzahl sind.

Eine wichtige und nicht zu unterschätzende Konstante dieses Wettbewerbs ist auch die Jury, deren „Urbesetzung“ von 1988 mit Ausnahme des verstorbenen Karl Jörg Walter nach wie vor aktiv ist. Erweitert wurde der Kreis seither um Bruno Hain (1989), Anneliese Thürwächter (1995) und Norbert Stuck (2006). Die Arbeit der Jury beschränkt sich dabei nicht nur auf die Bewertung der alljährlich eingereichten Texte, sondern sie hat gelegentlich auch schon Schreibwerkstätten und Seminare für Mundartautoren angeboten.

In den gut 20 Jahren seines Bestehens hat der Mundartwettbewerb „Dannstadter Höhe“ mit den bei ihm ausgewählten Texten bewiesen, dass Mundartliteratur keineswegs mit Antiquiertheit gleichzusetzen ist. Dass dabei dem Inhalt und der Form keinerlei Grenzen gesetzt sind wird alle Jahr wieder verdeutlicht und wer dies bestätigt haben will, kann die Texte in dem dazugehörigen Jubiläumsbuch nachlesen.

Die Bedeutung dieses Wettbewerbes wird aber nicht nur von Mundartautoren und dem alljährlich zahlreichen Publikum gewürdigt. Im Jahre 2003 wurde der Mundartwettbewerb „Dannstadter Höhe“ mit dem „Förderpreis der Kulturstiftung der Kreissparkasse Ludwigshafen a. Rh.“ ausgezeichnet. Und auch dies gehört zu den vielen Besonderheiten dieses Wettbewerbs im Zeichen der Mundart.

Die Einsendeschluss für den Wettbewerb ist jeweils der 1. April.
Die Abschlussveranstaltung findet jeweils am 2. Freitag im Mai im Zentrum „Alte Schule“ in Dannstadt-Schauernheim statt.

Weitere Informationen unter www.mundart-dannstadter-hoehe.de

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