Die Eiche in der deutschen und pfälzischen Volkskunde

Jahresring
So still und streng verzückt
so jugendlich dennoch verknöchert
die prallen Knospen recken nach den
Sternennächten
kurz vor der Dämmerung erscheinen die Krähen
in deinen laublosen Ästen
o alter Heidengott
o Priester unter Baumgenossen
tust du für sie die Heidenmesse sprechen
blank glänzt der Schnee auf deinen starken Ästen
im Frühlingsregen ergrünen deine ersten Blätter
wenn andere Bäume schon
in vollen Grün dastehen
erwachst du erst
aus deinem grüblerischen Dämmern
der Kuckucksruf erklingt aus deinen Wipfeln
geballte Kraft der festen Blättermassen
stehst du gelassen in der Mittagshitze
einsaugend brütende Sommerglut
ertönt aus deinen Kronen der Tauben Gurren
im Herbst erstarren deine grünen Blätter
des Eichelhähers buntes Gefieder
erblinkt aus deinem Geäste
Fruchthüllen sprengen goldfarben
deine Eicheln auf schwarzen Waldboden
du stiller Wandler im Jahreslauf
Eiche
ein Jahresring hat sich für dich geschlossen.

 

Zerreiche im Trippstadter Schlosspark – Foto Hans WagnerDer Baum ist ein Teil des Ur-Ganzen. Seine Behandlung in den verschiedenen Ländern Europas bezeugt, dass einst ein brüderliches Verhältnis zwischen Mensch und Natur bestand. Im Banne der europäischen Dichtung lebt dieses Verwandtschaftsgefühl bis heute fort. Woher sollten sonst die vielen Weltverschmelzungserlebnisse stammen? Wenn nicht aus einem Ur-Wissen, aus einer archaischen Wirklichkeit, die mit der Herkunft der Zivilisation zerflatterte. Endlose Belege ließen sich zusammentragen für die Verehrung großer und schöner Bäume. Goethe schrieb in „Dichtung und Wahrheit“: „Schon den Knaben hatte das heilige Geheimnis des Waldes angezogen, und als er das einem älteren Freund gestand, war es ihm eine Offenbarung, zu hören, dass die Germanen ihren Göttern in den Wäldern wohnend gedacht, und ihnen bäume geweiht hatten.“

 

Und der letzte Romantiker und Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse schrieb über die Eiche:
„Bäume sind für mich immer die eindringlichsten Prediger gewesen. Ich verehre sie , wenn sie in Völkern und Familien leben, in Wäldern und Hainen. Und noch mehr verehre ich sie, wenn sie einzeln stehen. Sie sind wie Einsame. Nicht wie Einsiedler, welche aus irgendeiner Schwäche sich davon gestohlen haben, sonder wie große vereinsamte Menschen, wie Beethoven und Nietzsche. In ihren Wipfeln rauscht die Welt, ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen; allein sie verlieren sich nicht darin, sondern erstreben mit aller Kraft ihres Lebens nur das Eine: ihr eigenes, in ihnen wohnendes Gesetz zu erfüllen, ihre eigene Gestalt auszubauen, sich selbst darzustellen.“

 

Wer den Luftkurort Trippstadt im Herzen des Biosphärenreservats Pfälzerwald besucht, hat die einmalige Gelegenheit, hochwertige Furniereichenstämme bei Johanniskreuz zu sehen. Die „Johanniskreuzer Eichen-Juwelen“ kommen in einem Alter von 240 bis 300 Jahren zur Ernte. Vieler Förstergenerationen bedarf es, bis diese hochwertigen Eichen gefällt werden. Im unendlichen Waldland des Pfälzerwaldes ist Johanniskreuz ein Art „Eicheninsel“. Unter Fachleuten gilt die Eiche aus Johanniskreuz als besonders wertvoll. Ein Besuch des historischen Johanniskreuz lohnt sich daher immer.

 

Die Eiche ist eines der ältesten Symbole der Menschheit und gilt als Lebensbaum schlechthin. Diese Riesen im Pflanzenreich wurden schon immer von Heilkundigen aufgesucht, die aus Wurzeln, Trieben und Blättern wertvolle Heilmittel herzustellen wussten. Zusammen mit meinen eigenen langjährigen Erfahrungen in der Pflanzenheilkunde und vor allem der Ethnobotanik, habe ich über jede Baumart im Pfälzerwald eine „Baumvita“ geschrieben.

 

Was Sie hier über die Eiche lesen, ist nur der Teil eines weitaus größeren Manuskriptes.

 

Entstanden sind die Texte fast ausschließlich „vor Ort“ unter den mächtigen Kronen unseres ältesten Begleiters aus dem Pflanzenreich: unserem Freund, dem Baum!

 

Neben einer Menge von Flurnamen wie Dreieich, sechs –und sieben Eichen, ( benannt nach volkstümlichen Zahlen) den alten Bezeichnungen Locheich und Markeich finden sich viele Zusammensetzungen mit Berg, Bach, Born u.s.w., ein Feld bei Höheichweiler heißt Eichenfeld, ein mit Eichen bestandener Waldsaum bei Dannenfels Eichenrain, ein Schlagname im Gommersreimer Wald Eickig, mhd. Eichach, ein Berg bei Dellfeld Lohberg und ein solcher bei Bisterschied Aächelberg.

 

Für Eichengebüsch findet sich der Name Eichenreiß bei Mutterstadt, eine Waldabteilung Eichelgaarde u.v.m.

 

Von ganz besonderen Interesse ist das in alt und mittelhochdeutscher Zeit für Eichenwald im Westrich gebräuchlich gewesene Wort Käs, Kes oder Kais. Volkskunde und Sprache in der Westpfalz deuten auf Besiedelung meist von der Mosel und der Saar her, besonders in fränkischer Zeit. Dort war aber das noch heute in der Eifel lebendige Koos für junge Eiche lebendig. Wir finden in der Pfalz auch die Namen Käs: im Stiftswald bei Kaiserslautern ( 1600 kees und Käskopf ), Käsbach und Käsbüchlein, Keesbuschlein (1600) und Käßschen (1547ein Wald bei Hornbach), Käsaß bei Hambach und das Dorf Käshofen.

 

Vor und während der Römerzeit und im Mittelalter muss die Eiche in der Pfalz eine häufige Erscheinung gewesen sein und entweder allein oder in Gemeinschaft mit der Buche Wälder von riesigen Ausdehnungen gebildet haben. Beweise hierfür sind eine Menge alter Funde, ihre religiöse Bewertung (Heiligkeit alter Bäume, heilige Haine) religionsgeschichtliche Ereignisse, Zeugnisse älterer und jüngerer Schriftsteller, Mythen, Sagen, Legenden und Aberglauben, Erlasse von Fürsten und Bischöfen, Waldforschungen nachmittelalterlicher und neuzeitlicher Forstleute.

 

Die Eiche verlangt zum Gedeihen volles Sonnenlicht, stellt aber an den Boden keine besonders hohe Ansprüche. Sie wächst daher stets in lockeren Beständen und bildet sowohl auf feuchtem Untergrund wie auch in trockenen Berglagen Wälder. Sie kann ein Alter von Tausend und mehr Jahren erreichen und eine Höhe von 40 Metern. Der Stamm alter Bäume ist gleich den stärkeren, knorrigen Ästen von einer schwarz-grauen, rissigen Borke bedeckt. Da nur die äußersten Ende der kleinen Zweige Blätter tragen, ist das Innere der Krone wenig belaubt. Infolgedessen dringt auch genügend Licht bis zum Boden herab, so dass sich zahlreiche Kräuter und Sträucher in Eichenwäldern ansiedeln können. Auf den tief eingebuchten Blättern bemerkt man häufig Galläpfel. Wie die Haselnuss ist die Eiche getrennt geschlechtlich und einhäusig. Ihre Blüten sind der Bestäubung durch den Wind angepasst. Wie dort bilden die Staubblüten, die aber eine einfache Blütenhülle aufweisen, herabhängende Kätzchen. Die Stempelblüten dagegen sitzen am Ende kürzerer oder längerer Stiele. Sie bestehen nur aus einem Stempel, der eine dreilappige Narbe aufweist und deren Fruchtknoten von vielen kleinen Blättern umgeben ist. Aus dieser Hülle entwickelt sich der Fruchtbecher. Dieser umgibt den unteren Teil der Schließfrucht, der Eichel. Früher bildeten die Eicheln ein gutes Mastfutter für Schweine. Die Dorfhirten trieben in alten Zeiten, die Schweine in extra dafür angepflanzte Eichenwälder und die Forstwirtschaft sammelte die Eicheln als Winterfutter für das Rehwild. Da dass schwere harte Holz der Eiche viel Gerbstoffe enthält, fault es selbst unter Wasser viele Jahrhunderte lang nicht. Es wird daher zu Hafen- und Brückenbauten, zum Herstellen von Schiffen, Fässern und dgl. verwendet. Außerdem ist es für Möbel- und Bauzwecke sowie als Brennholz von höchstem Wert. Die Eichenrinde wird wegen des Gehalts an Gerbstoff als Gerberlohe benutzt. Da jüngere Stämme die beste Lohe liefern, zog man die Eiche hier und da in Strauchform; es entstehen dann die so genannten Eichenwälder, die alle zwölf bis zwanzig Jahren abgeholzt wurden oder noch werden !

 

Weidenbühne in Trippstadt, mit Weiden- und Eichenschösslingen gebaut. Erbauer Hans WagnerDie Eiche kommt bei uns in zwei Arten vor: die Stiel- oder Sommereiche (Quercus pedunculata) ist an den langgestielten Früchten und den kurzgestielten Blättern leicht zu erkennen. Ihre Borke ist dick und tiefrissig. Der Baum wirkt daher knorrig. Sie gedeiht besonders gut in den Auwäldern der Flussniederungen. Etwas später als sie entfaltet die andere Art, die Stein- oder Wintereiche (Quercus sessiliflora) ihr Laub. Dieser Baum der kurze Frucht und lange Baumstiele hat, bewohnt vorwiegend das Hügel- und Bergland. Seine Borke ist glatter als die der Stieleiche. In unseren Parkanlagen finden sich auch andere aus dem Ausland stammende Eichenarten. Je nach Feuchtigkeit des Bodens siedeln sich zwischen den Eichen: Hainbuche, Birke, Ahorn, und andere Bäume an. Im Unterholz sind gewöhnlich Hasselnuss, Weißdorn und Holunder vertreten. Oft klettert an den Eichenstämmen der immergrüne Efeu empor. Im Frühjahr ist der Boden größtenteils mit den gleichen Pflanzen besiedelt, die der Buchenwald aufweist, im Unterschied zu diesem gedeihen aber in ihm infolge der günstigen Lichtverhältnisse auch noch im Sommer viele schönblühende Gewächse. Wegen der zahlreichen Pflanzenarten ist der Eichenwald reich an Tieren. Sehr groß ist allein schon die Zahl der Kostgänger der Eiche, Larven von Gallwespen, die auf Blättern Wucherungen (Gallen) sehr verschiedener Art und Form erzeugen. Maikäfer fressen die Blätter. Ihnen schließen sich die Raupen mancher Schmetterlinge an, denen der Kuckuck eifrig nachstellt.

 

Die Früchte der Eiche dienen Wildschweinen, Siebenschläfer, Eichhörnchen und Eichelhähern zur Nahrungsaufnahme. Mit diesen Tieren stellen sich ihre Feinde Fuchs, Marder und Habicht ein. In alten Bäumen zimmern Spechte ihre Bruthöhlen, die später von kleinen Eulenarten, Dohlen, Staren, Meisen und anderen Vögeln bewohnt werden. Zahlreiche Insekten, die die blühenden Stauden des Eichenwaldes besuchen und die Singvögel, die im Unterholz oder auf dem Boden nisten, gehören mit in die Gemeinschaft des Eichenwaldes.

 

Die Verehrung der Eiche wurde von allen Zweigen der arischen Völkerfamilie in Europa geteilt. Griechen und Römer verbanden mit dem Baume, den Gedanken, an ihren höchsten Gott, Zeus oder Jupiter. Eines der berühmtesten Heiligtümer in Griechenland war das von Dodona, wo Zeus in der orakelverkündeten Eiche verehrt wurde. Die Vermählung des Zeus und der Hera, des Eichengottes und der Eichengöttin, wurde unter großem Kult vollzogen. Im alten Italien war die Eiche dem Jupiter heilig. In der Religion der Germanen hat die Eichenverehrung eine hervorragende Stellung eingenommen. Sie war dem Donnergott besonders heilig. Bei den Kelten Galliens hielten die Druiden nichts heiliger als die Eiche und die Mistel die auf ihr wuchs. Sie hielten in Eichenhainen ihren Gottesdienst ab und nie fehlte dabei Eichenlaub. Der bloße Namen der Druiden bedeutete nichts anderes als Eichenmänner. Bei den Slawen und Letten brannten ewige Eichenholzfeuer, zur Verehrung ihrer Götter und wenn sie einmal ausgingen, bezahlten die Diener des Feuers mit ihrem Leben. Frevel mit Eichenbäumen und an Eichen wurden bei den arischen Völkern mit dem Tode bestraft.

 

In sämtlichen Zweigen der arischen Sprachfamilie wurde die Eiche aufs höchste verehrt, galt als Hauptgottheit des Pantheon. In alten Mythen lesen wir oft von einer Eichennymphe, die niemand anders ist als die heilige Diana v. Nemi selbst. Eine „Donareiche“ war offenbar die Eiche, die der hl. Bonifatius, der Apostel Deutschlands im Jahr 725 bei Geismar in Hessen fällte. Als „arbor Jovis“ Baum des Jupiters, wird sie in den lateinischen Briefen des Bonifatius bezeichnet, wobei offenbar „Jupiter“ die Übersetzung des Namen „Donar“ ist. Willibald erzählt in seiner Lebensbeschreibung des hl. Bonifatius, dass „viele Hessen den katholischen Glauben angenommen hatten und durch die Gnade des siebenfältigen Geistes gestärkt waren, die Handauflegung empfingen. Einige aber opferten heimlich Bäumen und Quellen; andere taten dies ganz offen. Auch trieben etliche, offen oder heimlich, Seherei und Wahrsagen, allerlei Zauberwerk ; oder sie schauten auf Zeichen und Vogelflug, und pflegten mancherlei Opferbrauch. Andere hinwieder waren schon gesunderen Sinnes und hatten allem heidnischen Götzendienst abgesagt. Die rieten und halfen ihm , das er es unternahm, eine ungeheure Eiche in dem Ort Gaesmere zu fällen, die von alters her bei den Heiden Jupiters (d. h. Donars-Eiche) hieß. Die Diener Gottes umstanden ihn dabei, aber es kam auch eine große Menge Heiden herbei. Die verfluchten ihn untereinander als einen Feind der Götter. Er hatte aber erst wenige Hiebe getan, da wurde die gewaltige Masse der Eiche von einem göttlichen Wehen erschüttert, ihre Krone brach, sie stürzte zusammen und zerbarst wie durch eine höhere Gewalt in vier gleich große Stücke, ohne dass die umstehenden Brüder etwas getan hätten. Als die Heiden dies sahen, die vorher geflucht hatten, da wurde ihr Sinn umgewandelt, sie glaubten und priesen Gott. Der heilige Bischof aber kam mit den Brüdern überein, das sie aus dem Holz des Baumes, ein Bethaus bauen und es dem hl. Petrus weihen wollten. Als er mit dem Beistand des Himmels dies vollendete zog er weiter nach Thüringen“.

 

Nachdem die Eiche im heidnischen Kulte eine so große Rolle spielte, ist es nicht verwunderlich, wenn die christlichen Sendboten sich bemühten, den Baum als etwas Böses und Unheimliches darzustellen. Ein Rest dieser Bemühungen, die Eiche zu einem bösen Baum zu stempeln, mag der nicht seltene Volksglauben gewesen sein, dass es in der Umgebung gewisser alter Eichen, nicht recht geheuer gewesen sein soll.

 

In vielen Fällen aber verfolgten die christlichen Sendboten eine andere Taktik, die vielleicht besser zum Ziele führte, als wenn sie den heidnischen Baum als einen Baum des Teufels hinstellten. An die Stelle des Heidengottes setzten sie die hl. Maria oder andere christliche Heilige. Beim Dorfe Geisfeld in Oberfranken stand die Wendelinuseiche, der hl. Wendelin, der Patron der Landwirtschaft, soll hier gepredigt haben. Besonders aber war es die heilige Jungfrau, der man schöne alte Eichen weihte. Maria-Eich bei Planegg (südwestlich von München) ist ein allen Münchnern wohlbekannter Wallfahrtsort. In der Höhlung eines Eichenstammes ist ein tönernes Marienbild aufgestellt. Gewöhnlich heißt es dann, dass ein Hirte oder ein Bauer einst das Bild der Gottesmutter in dem Eichenstamme gefunden habe. Man baute um oder neben die Eiche eine Kapelle, die später zum Wallfahrtsort wurde. Von einer solchen „Maria in der Eiche“ erzählt eine oberelsässiche Sage :

 

„Zwei Knaben sahen in einem Wald zwischen Wittenheim und Rülisheim einen alten Eichbaum in Flammen stehen. Der brannte bis auf den unteren Teil des Stammes ab, aus dem sich ein Marienbild erhob. Man erklärte die Stätte für heilig und erbaute eine Kapelle. Besonders nehmen Frauen dorthin ihre Zuflucht, um eine glückliche Entbindung zu erflehen“.

 

Immer wieder spricht man von der Eiche als Baum des Donnergottes. Die engen Beziehungen, die der Baum zum Blitz, dem himmlischen Feuer hat finden in vielen Volksbräuchen und im mannigfachen Volksglauben ihren Ausdruck. Im Feuerkult der meisten indogermanischen Völker nimmt die Eiche wie schon erwähnt eine hervorragende Stellung ein. Im Rheinland und in Westfalen verbrannte man früher an Weihnachten einen Eichenklotz, den Christ- oder Weihnachtsblock. Seine Reste sollen vor dem Donner schützen, die Asche streute man auf die Felder, dass sie reiche Frucht tragen sollten. Dieser Weihnachtsklotz entspricht wohl dem Julklotz der skandinavischen Länder. Das Julfeuer wurde dadurch entfacht, das auf einem in die Erde gesteckten Eichenpfahl ein Rad gedreht wurde, bis sich das Holz entzündete. Das Julfest ist das alte nordgermanische Winterfest. Bei den Südslawen fällte der Hausvater unter bestimmten Zeremonien am 24. Dezember vor Sonnenaufgang den „badnjak“ meist einen Eichenstamm. Dieser „badnjak“ wird dann langsam auf dem Herd verbrannt. Er gilt als ein Symbol der Fruchtbarkeit des kommenden Jahres. Die Reste dieses „badnjak“ bringt man dann, ganz ähnlich wie früher im Rheinischen die des Weihnachtsblockes , auf die Felder und in die Gärten, damit diese vor Unheil verschont und fruchtbar werden möchten.

 

Alte Trippstadter Eiche – Foto Hans WagnerIn anderen Gegenden z.B. im Badischen, wird am Karsamstag im Osterfeuer ein Eichenpfahl bis an die Spitze leicht angebrannt, dieser Pfahl wird zuhause sorgfältig aufbewahrt, bei drohendem Gewitter ins Feuer gelegt, damit der Blitz nicht einschlägt, schreibt Meyer im „Badischen Volksleben im 19. Jahrhundert“. Wilde berichtet in seinem Buch: „Die Pflanzennamen im Sprachschatz der Pfälzer“: In der Rheinpfalz findet am Karsamstag die „Osterbrenn“ statt: Dürre Eichenholzschnitte werden im geweihten Feuer am Karsamstag angebrannt und dann rasch nach Hause getragen. Mit dem rauchenden Scheite geht man durch Stuben, Stall, und Scheune, damit im Sommer der Blitz nicht einschlage. Dann werden sie auf den Speicher gelegt bis zum nächsten Jahre, indem die gleichen Scheite abermals ins heilige Feuer gelegt werden. Manche Leute stecken die Scheite bei einem Gewitter auch ins Herdfeuer, bis sie rauchen und gehen damit durchs Zimmer. In all diesen Feuerbräuchen erscheint also die Eiche als der Baum des Feuerkultes. Der alte Glaube das die Eiche den Blitz anziehe, steckt schon in dem alten Volksspruch: Vor den Eichen sollst du weichen, doch die Buchen sollst du suchen, kannst du Linden grad nicht finden“.

 

Die Buche war dem Gott Thor geweiht, bei Gewitter sollten seine Hammerschläge diesen Baum verschonen. Ein vom Blitz gespaltenes Stück Holz ist gerade von der Eiche nicht schwer zu beschaffen, jedenfalls leichter als von anderen Bäumen. Daher wird es auch vielfach im Aberglauben genannt. Aus Schleswig wird berichtet, dass die Rinde einer vom Blitz getroffenen Eiche, im Garten aufgehängt, bewirkt, dass kein Bienenschwarm über den Zaun fliegt. Aber damit sind die wunderbaren Eigenschaften des vom Blitz getroffenen Eichenholzes noch nicht erschöpft. Im Ennstal berichtete man früher, verleihe das vom Blitz getroffene Eichenholz dem Wilderer einen sicheren Schuss. In den Abruzzen geben die Blätter einer vom Blitz getroffenen Eiche einen unfehlbaren Talisman, für den in den Krieg ziehenden Soldaten ab. Er kann dann von keiner Kugel verwundet werden. (Gubernatis: Mythologie des plantes ; 1882). Das hohe Ansehen das die Eiche in früheren Zeiten genoss, zeigt sich auch darin, das sie nach dem Volksglauben allerlei bösen Zauber abwehren soll. Im Kreis Neiße schreibt Marzell, steckt man in der Johannisnacht kleine Zweige von Eichen an die Fenster und Türen, um die Hexen abzuhalten. Das gleiche geschieht auch mit Kränzen von Eichenlaub, in die Blumen eingeflochten sind. Die Kränze müssen im eigenen Haus geflochten sein, dürfen über keine Schwelle getragen werden, sondern müssen zum Fenster hinausgehängt werden. Wenn die Milch der Kuh blutig ist, dann hat nach bäuerlichen Aberglauben, ein böses Weib, eine Hexe, die Schuld. Dagegen hilft, wenn man die Kuh durch einen „ Eichendopp „ (d.h. ein Stück Eichenholz, in dem eine natürliche Öffnung, ein Astloch ist) melkt. Das Melken durch ein Astloch symbolisiert ein Abstreifen des Zaubers. Die Ägyptischen Geheimnisse des Albert Magnus, eine in früheren Zeiten im Volke nicht selten zu findende Sammlung allerlei abergläubischen Zaubers, bringen ein Mittel gegen die „Milchdiebe“: „Wenn eine Kuh kälbert, so soll man ihr Eichenlaub in Futter und Trinken geben, das in jungen Schlägen zu finden ist, so wird man dir das selbige Jahr keine Milch stehlen“.

 

Die große Heilwirkung der Eiche beruht auf ihrem hohen Gerbstoffgehalt. Bis zu 20% Gerbstoff ist in der Rinde enthalten. Gerbstoff wirkt zusammenziehend. Diese Eigenschaft hat man sich zum Heilen vieler Krankheiten zunutze gemacht.

 

Eichenrindeblätter helfen bei Hämorrhoiden, Mastdarmfisteln und Vorfall. Als Umschlag oder Waschung, gebraucht man den Eichenrindenabsud bei Hautunreinheiten, fetter Haut, Frostbeulen und Ekzemen. Als Gurgelwasser hilft die Abkochung bei geschwollenen Mandeln, Angina und zur Festigung des Zahnfleisches.
Für ein Vollbad wird 1kg Eichenrinde in einem Topf mit Wasser ca. eine viertel Stunde aufgekocht und der abgeseihte Tee dem Badewasser zugefügt.

 

Für Umschläge, Waschungen und zum Gurgeln reichen 2 gehäufte Esslöffel, die man mit einem halben Liter Wasser gut kocht.

 

Früher benutzte man Eichenrindentee bei Kinderkrankheiten. Kinder die ständig unter Hautausschlägen und geschwollenen Drüsen litten, bekam ein Eichenrindenbad besonders gut.

 

Im Herbst gesammelte Eicheln lassen sich zu einem hervorragenden Eichenkaffee verwenden.

 

Quellenhinweis:

Heinrich Marzell      Der Baum in der deutschen Volkskunde
Susanne Fischer    Blätter von Bäumen, Verlag Hugendubel
Ranke-Graves         Die weiße Göttin, Verlag Rowohlt

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