Langmeiler Haustüren

Langmeiler HaustürenDie Haustür ist das i-Tüpfelchen für das Aussehen eines Hauses und stellt letztendlich das Entree eines Hauses dar. Daher wurde ihr schon seit alters her eine entsprechende Bedeutung zugemessen und viel Wert auf ihre Gestaltung gelegt. Die Bedeutung der Pforte kommt auch in vielen überlieferten Bräuchen zum Ausdruck. So glaubte man, dass die Türschwelle die Zukunft voraussagen konnte. Wer dort „verkehrt", nämlich mit dem linken Fuß auftrat, wer strauchelte, stolperte oder sogar auf die Schwelle fiel, der sollte lieber umkehren, denn Böses stand ihm bevor. Man hütete sich bei festlichen Anlässen, beim Einzug ins neue Haus, ebenso wie bei der Hochzeit oder der Kindstaufe, auf die Schwelle zu treten. Der Bräutigam musste mit der Braut auf den Armen, einen großen Schritt über die Türschwelle machen. War jemand gestorben, so durfte der Sarg nicht auf der Türschwelle abgestellt werden (1).

 

Wer kennt noch die obigen Haustüren?

Der bekannte Volkskundler Heinrich Wilhelm Riehl beschreibt in seiner pfälzischen Volkskunde (2)  in der Mitte des 19. Jahrhunderts alte pfälzische Haustüren, wie er bei seiner Rundreise noch viele vorfand, folgendermaßen: „Die gemütliche Einrichtung, dass die Haustüre nicht der Länge nach in zwei Flügel, sondern quer durch in ein Ober- und Unterteil sich öffnet, besteht noch in vielen älteren Häusern der Pfalz." Er führt dies vor allem auf die Geselligkeit der Pfälzer zurück: „Allein diese altfränkische Tür hat einen Vorteil, der sie noch lange in der Pfalz retten wird, man kann sie beliebig in ein Fenster verwandeln, indem man den unteren Teil einklinkt, den oberen aber offen hält. In der Neigung der Pfälzer, in Mußestunden fleißig im offenen Fenster zu liegen und mit den Vorübergehenden zu plaudern, passt eine solche Haustüre vortrefflich." Die Prophezeiung Riehls hat sich nicht bewahrheitet, sondern später eine ähnliche Türgestaltung durchgesetzt: Die Haustür mit einem Fenster im oberen Teil zum Öffnen.

Mit dem Ausbau der Kaiserstraße als Hauptverkehrsader durch die Pfalz in der napoleonischen Zeit ist auch eine entsprechende Bautätigkeit verbunden. Die Bauernhäuser an der Kaiserstraße in Sembach, Langmeil, Standenbühl und Marnheim sind gute Beispiele eines selbstbewussten und aufsteigenden Bauerntums. Es entstanden großzügige, klargegliederte Anlagen aus Sandstein mit reichgeschnitzten, klassizistischen Türen. Die alte quergeteilte Riegeltür, wie sie Riehl noch vorfand, ist der längsgeteilten zwei- oder dreiteiligen Haustür gewichen. Ein Oberlicht war regelmäßig vorhanden. Während es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in dem Türportal integriert war, wurde es später oberhalb der Tür eingebracht. In der gesamten Nordpfalz kann man beobachten, wie an diesem Sturz zwischen Tür und Oberlicht ein schmückendes Motiv vorherrscht, das sich auch auf der Schlagleiste der Tür Geltung verschafft: die Tulpe. Die Kommentierung von Dieter Krienke: „Vorzügliche zweiflügelige Türblätter mit zeittypischen Schnitzereien, Sternintarsien und radial durch Sprossen geteiltem Oberlicht."

Die volkstümliche Bedeutung der Tür kann man auch an Inschriften und Haussegen erkennen. So soll der Segen über dem Portal des Hauses Böses abwehren und Gutes wünschen. Sogar die Stalltür trug oft die Anfangsbuchstaben des Benediktussegens „C + M + B" (Christus Mansionem Benedicat = Christus segne dieses Haus!) auf einem verzierten Holzschild als Abwehr gegen die Pest, insbesondere seit der Rinderpest im Jahr 1797. Denn das Vieh im Stall war oft der wertvollste Besitz und die Existenzgrundlage der Landwirte.

Wie die folgenden Beispiele zeigen, war über der Haustür üblicherweise die Namensinschrift oder zumindest die Initialen des Erbauers und die Jahreszahl angebracht.
Ein schönes Beispiel war die Inschrift von Christian Eymann in der Kaiserstraße 8. Die Inschrift und die Haustür sind in der Zwischenzeit leider verschwunden.

 

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Häufig wurde auch der Name der Ehefrau mit angebracht:

 

Langmeiler Haustüren

 

Wenn auch gelegentlich in kleinerer Schriftgröße (aber nur weil der Name so lang war):

 

Langmeiler Haustüren

 

Oder öfters nur die Initialen DE (hier für Daniel Eymann) und das Jahr der Erbauung 1832, auf der Lohmühle.

 

 

Langmeiler Haustüren

 

In späterer Zeit wurde der Namen des Erbauers und das Jahr nicht mehr auf dem Türsturz, sondern auf einer separaten Tafel oberhalb der Haustür angebracht, wie das Beispiel der Kaiserstraße 10 zeigt.



(1) Carl, Viktor: Die Pfalz im Jahr, Landau, S. 313.
(2) Riehl, Wilhelm: Die Pfalz und die Pfälzer, Landau 1965, S. 150.

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