Burg Ruppertstein (Ruppertsweiler, VG Pirmasens-Land)

 Autoren: Steffen Berger, Jürgen Keddigkeit und Martin Wenz

 Burgruine Ruppertstein, Luftaufnahme von Nordosten, 2004 (Aufnahme: Manfred Czerwisnki, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde)Da in der überlieferten Urkunde von 1198 der Burgberg Ruprehtisberc bezeichnet wird, ist der Name wohl älter als die kurz darauf angelegte Burg. Für die Burgruine hat sich später der Name Ruppertstein, im Volksmund Ruppertsfelsen eingebürgert. Funde im Bereich des Ruppertsfelsens beweisen, dass sich dort anstelle der späteren mittelalterlichen Burg bereits eine hallstatt- und latènezeitliche Siedlung oder Befestigung befunden hatte. Im hohen Mittelalter wurden hier – ebenso wie auf dem nahegelegenen Gutenberg (s. Burg Lemberg) – an der alten Ostgrenze des zweibrückischen Territoriums, die in nord-südlicher Richtung durch den westlichen Wasgau verlief, Burgen errichtet.

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Am 9. Januar 1198 hatte der Abt des Klosters Hornbach im Tausch gegen andere Güter dem Grafen Heinrich von Zweibrücken zwei Berge übergeben. Diese beiden Gutinberc und Ruprehtisberc genannten Anhöhen sollten zur Anlage von Befestigungen dienen. Auch war wohl die Nutzung und der Bau von (kleineren) Befestigungen auf zwei weiteren, zwischen den vorgenannten Bergen liegenden Felsen, dem Ringstein (s.d.) und dem Rabenfels (s.d.), intendiert (PÖHLMANN 1938, S. 15). Auf dem Gutenberg entstand wohl kurz nach 1200 die Burg Lemberg (s.d.), während zu einem unbekannten Zeitpunkt, anscheinend zur gleichen Zeit, so Karl Pöhlmann (ebd, S. 16), auf und um den hochaufragenden Buntsandsteinfels auf dem Gipfel des „Rupprechtsbergs“ jene Burg entstand, die heute Ruppertstein oder im Volksmund Ruppertsfelsen genannt wird. Über ihre Geschichte ist nichts bekannt. Auch der Ministeriale Hugo von Finstingen, der bis zum 16. Juli 1275 unter anderem das Dorf Ruppertsweiler als zweibrückisches Lehen inne hatte, also im Umfeld der Burg tätig und begütert war, kann nur schwer mit der Burg in Verbindung gebracht werden, denn die Anlage auf dem Rupprechtsberg blieb in der entsprechenden Urkunde unerwähnt (RGfZW 232, S. 75). Nach dem vorgenannten Datum sollte dem Ministerialen, einem Schwiegersohn Graf Heinrichs von Zweibrücken, das Dorf zumindest auf Lebenszeit als Eigentum weiter zustehen. Bemerkenswert ist, dass in einer Beschreibung des Burgfriedenbezirks der Burg Lemberg 1391 (LA SP, C 19, Nr. 204) die Anlage nicht genannt wird, obwohl die Grenze des Bezirks direkt an ihr vorbei führt. Trotz dieser Tatsache scheint die Burg damals noch bestanden zu haben, wie der Fund von Ofenkachelresten des 15. Jahrhunderts im Burgareal vermuten lässt. Dementsprechend ist anzunehmen, dass der Ruppertstein frühestens im Spätmittelalter aufgegeben oder zerstört wurde. Eine spätere Aufl assung ist dementsprechend eher auszuschließen. Das Dorf und auch die Burgstelle Ruppertstein gelangten 1570 gemeinsam mit dem Amt Lemberg auf dem Erbweg an Hanau-Lichtenberg. 

Im 20. Jahrhundert erfolgten einzelne Sicherungsmaßnahmen, weitere sind ab 2007 besonders an der Aufgangssituation des Hauptburgfelsens geplant.

Ruine Ruppertstein, Luftaufnahme von Süden, 2004 (Aufnahme: Manfred Czerwisnki, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde)Baubeschreibung
Die Burg Ruppertstein bestand vor allem aus dem östlichen Felsklotz einer mehrteiligen Felsengruppe auf dem Gipfel des „Ruppertsberg“ genannten Bergausläufers und setzte sich aus einer Oberburg auf dem Felsplateau und einer Unterburg am nördlichen und östlichen Felsfuß zusammen. Die Anlage einer unteren Burgzone vor dem Hauptfelsen konnte nur hier durchgeführt werden; auf der Südseite fällt das Gelände steil ins Tal. Vermutlich war der westlich vorgelagerte große Felsklotz in die Befestigung einbezogen. Zwischen diesem und der Westseite des Hauptfelsens lag vielleicht eine Art äußerer Burghof. Dieser natürliche Hof wird auf der Nordseite von drei kleineren Felsblöcken begrenzt. Zwischen dem östlichen dieser niedrigen Felsen und der Westecke des Hauptfelsens ist ein nur wenige Meter breiter Durchgang vorhanden.


Unterburg
Ohne archäologische Untersuchungen können nur wenige Angaben über das Aussehen der Unterburg des Ruppertstein gemacht werden. Insbesondere die Frage, wie weit der Raum zwischen dem eigentlichen Burgfelsen und seinem westlichen Nachbarn bebaut war bzw. den vermuteten Vorhof bildete, muss beim gegenwärtigen Forschungsstand unbeantwortet bleiben. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war in Verlängerung des westlichen der drei kleinen Felsblöcke noch eine heute verschwundene Quadermauer mit einer schalenturmartigen Ausbuchtung erhalten. Am Westende winkelte der Mauerzug offenbar nach Süden um. Vielleicht lag hier ein äußeres Burgtor, das in den geräumigen, natürlichen Hof zwischen dem Hauptfelsen und seinem westlichen Nachbarn führte. Der Torbau zum vor der Nordseite des Hauptfelsens liegenden Hof der Unterburg ist völlig verschwunden. Wahrscheinlich nutzte dieser die vorhandenen Ruine Ruppertstein, Luftaufnahme von Südwesten, 2004 (Aufnahme: Manfred Czerwisnki, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde)Gegebenheiten im Bereich des schmalen Durchgangs zwischen den Felsen geschickt aus. Der Hauptfelsen hängt hier stark über und bildete eine Art natürlicher Halbtonne. Im westlichen Drittel der Nordwand des Hauptfelsens ist im Hof eine beschädigte Viehtränke aus dem Gestein gehauen, deren nischenartige Rückwand sich als senkrechte Glättung der Felswand ca. zwei Meter hoch fortsetzt. Östlich davon führt eine aus dem 20. Jahrhundert stammende Steintreppe an Stelle einer zerstörten Holztreppe zu einem kleinen ausgehauenen Torbau unter der stark überhängenden Plattform des Felsens, der die Oberburg trug. Vielleicht lag das untere Ende der Treppe ursprünglich innerhalb eines vor die Felswand gesetzten Gebäudes. Aufgrund der starken Verwitterung sind jedoch die Spuren nicht eindeutig. Die Ringmauer der relativ kleinen Unterburg ist weitgehend verschwunden, folgte jedoch der äußeren Kontur der Terrasse und führte auch um die schmale Ostseite herum. Nahe der Ostspitze stieß die Ringmauer offenbar an den hoch aufragenden Burgfelsen. Anscheinend gab es an der Ostspitze des Burgfelsens eine Art Aufzugsvorrichtung von der Unter- zur Oberburg oder einen weiteren Aufgang. Jedenfalls wurde die Kante der Plattform unmittelbar südlich neben der Felsnase rechtwinklig bearbeitet und geglättet. Unterhalb der Ostspitze des Hofes ist eine künstlich planierte zungenförmige Terrasse vorhanden, die wohl ebenfalls in die Burg einbezogen war.

Burgruine Ruppertstein, Aufgang mit Auflage für Falltür von oben, 2007 (Aufnahme: Uwe Welz)Aufgang und Plattform der Oberburg
Die neue Sandsteintreppe führt im Zentrum der Felswand in westlicher Richtung ansteigend zu dem kleinen ausgehauenen Torbau auf halber Höhe des Hauptfelsens. Der moderne Unterbau der Treppe besteht großenteils aus im Burgbereich aufgesammelten Quadern. Offensichtlich hatte die ursprüngliche Holztreppe eine andere Steigung und Breite als die heutige Steintreppe. Unmittelbar nordwestlich neben dem jetzigen Podest, wo der Aufgang nach Süden umwinkelt, ist der in den Fels eingearbeitete Kanal eines vorkragenden Balkens erhalten. Die Spur eines weiteren Kragbalkens liegt unter den neuen Treppenstufen. Diese waagrechten Balken trugen ein hölzernes Treppenpodest, das erheblich geräumiger als das Ende der neuen Steintreppe war. Auf der Nordwestseite wurde das Podest durch den hier fast rechtwinklig vorspringenden Westteil des Burgfelsens begrenzt. Die senkrechten Felswände im Bereich des Podestes sind geglättet und zeigen Bohrlöcher. Spuren deuten auf eine Aufzugsvorrichtung hin, mit der Gegenstände direkt vom Podest zur Plattform hinaufgezogen werden konnten. Vielleicht gab es hier zusätzlich auch einen direkten Aufgang zum Westteil der Felsplattform.
Vom Treppenpodest aus führt der Aufgang in südöstlicher Richtung in einen kurzen, aus dem Felsen fl achbogig ausgehauenen Treppenstollen. Das untere Ende war als Tor ausgebildet, wie Riegellöcher in der Felswand zeigen. Außerdem konnte die Treppe am oberen Ende durch eine falltürartige Klappe verschlossen werden. Die rechteckige Falltür lag im geschlossenen Zustand auf einem fast waagrechten Felsrand, der die Öffnung umgibt. Die geöffnete Klappe konnte in der senkrecht geglätteten Felswand oberhalb des Schachtendes arretiert werden. Anschließend führt die aus dem Felsen gehauene Treppe in einem nach oben offenen Schacht mit senkrechten Felswänden bis zur Plattform hinauf. Vielleicht lag das obere Treppenende innerhalb eines Gebäudes oder war zumindest gesichert.


Die mit Schuttmassen bedeckte und stark bewachsene Plattform der Oberburg zeigt kein aufgehendes Mauerwerk mehr. Ein gemauertes Fundament führt in Verlängerung der westlichen Treppenwange nach Süden. An der Westkante der Plattform sowie am Westteil der Nordkante sind ebenfalls Fundamente erkennbar, die auf ein größeres Gebäude schließen lassen. Nahe dem Nordrand der Plattform befi ndet sich eine großenteils verschüttete Zisterne, die anscheinend innerhalb des Gebäudes lag. Östlich davon zeichnet sich eine Türschwelle im Fundament ab. Im Zentrum des östlichen Teils der Plattform ist eine rechteckige Keller- oder Speichergrube aus dem Felsen gehauen. Eventuell handelt es sich jedoch ebenfalls um eine Zisterne. Die Grube hat an der Nordostecke eine kleine rundliche Erweiterung. Auch im südlichen Teil der Plattform zeichnen sich Strukturen unter der Grasnarbe ab, jedoch sind keine genauen Angaben hierüber möglich.


Burg Ruppertstein, Grundriss (aus: Baudenkmale Pfalz 1884-98, Bd. 5, 1895-97, S. 145, Fig. 192)Die Aufzugsvorrichtung bzw. der vermutete zweite Aufgang von der östlichen Unterburg endeten unmittelbar neben der Ostspitze des Felsens, wo ein natürlicher Felsvorsprung vorhanden ist. Nördlich der Felsspitze befi ndet sich etwa zwei Meter unterhalb der Plattform eine kleine Terrasse, die wohl natürlichen Ursprungs ist. Vielleicht war auch diese in die Oberburg einbezogen. Das gänzliche Fehlen von aufgehendem Mauerwerk auf der Oberburg deutet auf einen planmäßigen Abbruch der Ruine zur Materialgewinnung nach der Burgzerstörung oder Auflassung hin. Südlich unterhalb des Hauptfelsens sowie nördlich der vorgelagerten kleinen Felsen finden sich Ansammlungen von grob behauenen Quadern. Ob der große Felsklotz westlich des Hauptfelsens, der mit diesem einen natürlichen Hof bildet, tatsächlich in die Burg einbezogen war, steht nicht fest. Bisher wurden keine erkennbaren Bebauungsspuren festgestellt.

 

Allgemeine Informationen
Die frei zugängliche Burgruine liegt etwa zwei Kilometer östlich des Ortes Ruppertsweiler.
Der Zugang erfolgt über mehrere Fußpfade. Der bequemere Weg beginnt an einem
Parkplatz südöstlich von Ruppertsweiler, der über einen Fahrweg mit der Straße von
Lemberg nach Ruppertsweiler verbunden ist.

 

Topographie
Die Burgruine liegt in 452 Meter Höhe oberhalb des von der Rodalb durchfl ossenen
Ruppertsweiler Tals in Gipfellage auf dem nordöstlichen Ausläufer des Hummelberges.
Das langgestreckte Massiv des Hummelberges verbindet den Ruppertsberg mit dem Rabenfelsen
(s.d.) unmittelbar östlich der Schwesterburg Lemberg.

 

49*11’ 15,5’’N     07*41’11,6’’O

RW: 3404266      HW: 5450770  

 

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Das Buch zum Bericht - Das Pfälzische Burgenlexikon

 

Band 4Der Artikel wurde in gekürzter Form entnommen aus: Pfälzisches Burgenlexikon, Bd. 4, O - Sp, hrsg. v. Jürgen Jürgen Keddigkeit, Ulrich Burkhart und Rolf Übel, Kaiserslautern 2007. Teil eins und zwei des 4. Bands des pfälzischen Burgenlexikons beinhalten Artikel über 113 bzw. 89 Burgen, Burgruinen und Burgstellen, ISBN 3-927754-48-X. Dieses Doppelwerk sowie die Bände 1, 2 und 3 sind in allen Buchhandlungen zum von Preis von jeweils € 39.90 erhältlich.

 

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